Von Jaffa nach Tel Aviv: die Sha’ar Zion-Beit Ariela Zentralbibliothek
Tel Aviv-Yafo ist die israelische Partnerstadt von Köln, und auch die beiden Stadtbibliotheken sind eng miteinander verbunden. Die Sha'ar Zion-Beit Ariela Library (so der heutige Name) entstand 1886 in Jaffa (Yafo), vier Jahre vor ihrer Kölner Schwesterinstitution. Sie gilt als die erste moderne jüdische Bibliothek im Land Israel überhaupt. Vier Jahre nach der Gründung von Tel Aviv im Jahr 1909 zog auch die Bibliothek dorthin. Seit 1977 befindet sich das (gerade frisch renovierte) zentrale Bibliotheksgebäude Beit Ariela im Herzen des Kulturbezirks von Tel Aviv.
Von Jaffa nach Tel Aviv: der Anfang
Die erste Bibliothek in der neueren Geschichte Israels wurde 1886 in Jaffa gegründet, damals eine Stadt von 15.000 Menschen, von denen nur 2.500 Juden waren. Die Gründung der Bibliothek wurde von der Gesellschaft „Esrat Israel“ (Israelhilfe) vorangetrieben, die gerade ein Jahr zuvor etabliert worden war, um öffentliche jüdische Institutionen in Jaffa zu fördern. In den Räumen einer privaten Wohnung untergebracht, diente die Bibliothek den Menschen aus den neuen zionistischen Siedlungen rund um Jaffa.
In den ersten Jahren hatte die Bibliothek ein sehr kleines Budget; mit der Neugründung 1891 unter dem Namen „Sha’ar Zion“ (Das Tor zu Zion) kam bessere finanzielle Unterstützung.
Nach der Gründung der neuen jüdischen Siedlung Tel Aviv 1909 etwas nördlich von Jaffa zogen die öffentlichen jüdischen Institutionen allmählich aus Jaffa in die neue Stadt. Die Sha’ar Zion Bibliothek unternahm diesen Schritt 1913; 1922 wurde sie zu einer Stadtbibliothek aufgewertet. Bis 1936 wuchs die Bibliothek kontinuierlich, konnte aber den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung immer noch nicht gerecht werden. Dreimal zog sie während dieser Zeit um.
1977 bezog die Sha’ar Zion Bibliothek endlich ihr neues Zuhause am Shaul HaMelech Boulevard. Das Gebäude wurde im Andenken an Ariela Gitter, die verstorbene Tochter des Geschäftsmanns Benno Gitter, der einen bedeutenden Beitrag zum Bau geleistet hatte, in „Beit Ariela“ (Arielas Haus) umbenannt. Die Bibliothek steht mit dem Kunstmuseum, dem Cameri Theatre und der New Israeli Opera im Herzen des kulturellen Viertels Tel Avivs. Sie ist Israels größte öffentliche Bibliothek.
Historische Aufnahmen:
Der erste Standort der Bibliothek in Yafo; der zweite, dritte und vierte Standort der Bibliothek in Tel Aviv; Bibliotheksdirektor Baruch Hoz und Bibliothekarin Luba; das Äußere der Beit Ariela Bibliothek, 1979 (Foto: Ran Erda); der Mäzen Benno Gitter bei der Einweihung der Bibliothek, 1977; Lesesaal, 1970er Jahre
Eine Insel für alle: die renovierte Bibliothek
1977 wurde das Gebäude von den Architekten Moshe Lufenfeld und Giora Gemerman im Stil des 70er-Jahre Brutalismus erbaut. Es ist insbesondere vom benachbarten Tel Aviv Museum beeinflusst. Zwischen 2014–2020 unternahm das Architektenbüro Mayslits Kassif Roytman die vollständige Außen- und Innenrenovierung.
Wände wurden versetzt und die Außen- und Innenräume des Gebäudes geöffnet, um die veränderte Funktion einer modernen Bibliothek widerzuspiegeln. Aus einem stillen Schrein der gelehrten Bücherforschung , vom Treiben der Großstadt möglichst getrennt, wurde ein offener Raum, der zur Einkehr auf eine Insel der Ruhe mit unzähligen Möglichkeiten zur Wissensvertiefung und kulturellen Teilnahme einlädt. Die Bibliothek von heute ist ein mit den neuesten technischen und sozialen Medien ausgestatteter kultureller Treffpunkt für die ganze Gesellschaft. Als Tel Avivs wichtigstes Kommunikationszentrum verfügt das neue Beit Ariela über ein besonderes Merkmal, den „Urban Salon“: einen großen, informellen Raum für kulturelle Aktivitäten, den die Öffentlichkeit kostenlos nutzen kann.
Die Kinderbibliothek (Foto: Meir Shapira); Freihandbereich, Ausleihbereich und Blick auf die Bibliothek vom Shaul Hamelekh Boulevard (Fotos: Amnon Horesh)
Ein Ort für die verschiedenen Communities der Stadt
Die Hallen und Räume der Bibliothek wurden sorgfältig geplant: Sie sollen eine Heimat für Wissbegierige sein und gemütliche Begegnungsstätte für die unterschiedlichen Communities der Stadt, die die Bibliothek zum Ankerpunkt örtlicher Kultur werden lassen.
Die Außenwände aus Beton und Marmor zum Shaul HaMelech Boulevard hin und die Betoninnenwände, die den Eingangsbereich vom jetzigen Urban Salon trennen, wurden durch Glaswände ersetzt. Sie ermöglichen einen fließenden Übergang sowohl von außen nach innen als auch innerhalb des Gebäudes. Die östlichen Betonwände im zweiten Geschoss wurden ebenfalls durch Glas ersetzt, um das Gefühl eines öffentlichen Raums zu erzeugen, das die Menschen auf der oberen und unteren Ebene des Eingangsbereichs miteinander verbindet. Der Zugang zu allen Bibliothekseinrichtungen ist nun barrierefrei.
Abteilungen und Sammlungen
Die Beit Ariela Bibliothek besitzt:
ca. 400.000 Bücher auf Hebräisch und in anderen Sprachen, hauptsächlich Englisch, Russisch und Französisch
darunter befindet sich u.a.
eine ca. 7.500-bändige Sammlung hebräischer Gedichte
eine Raritätensammlung mit Büchern über die Geschichte des Landes Israel und der Diasporagemeinden, Pessach Haggadot u. a.
180 Zeitschriften und Magazine auf Hebräisch und Englisch
führende israelische Tageszeitungen (einschließlich gebundener Bände aus vergangenen Jahren)
CD-Audiobücher sowie Kinder-DVDs zum Ausleihen
Spielesammlungen
Puzzles
viele Datenbanken, unter ihnen 17 mit Remote Access
die erste E-Book-Ausleihe des Landes.
Die Bibliothek besteht aus einem Lesesaal, einer Ausleihabteilung, einer Kinderbibliothek und einigen Sonderabteilungen und -räumen, nämlich:
der Zeitschriftenbibliothek – einer Sammlung hebräischer Pressenartikel vom späten 19. Jahrhundert bis heute
der Rambam-(Maimonides)-Bibliothek – mit ca.100.000 Bänden judaistischer Literatur und mit Datenbanken
der Bibliothek für Design und visuelle Information – mit Fotos, Bildern, Postkarten, Reproduktionen, Karikaturen, Flugblättern, Broschüren und Katalogen zu verschiedenen Themen
dem Archiv und der Bibliothek zum israelischen Tanz – der zentralen israelischen Bibliothek für Tanzgeschichte und Hauptarchiv für israelische und jüdische Tänze jeden Stils
dem Yehuda Gabai-Theaterarchiv – einer großen Materialsammlung über die Geschichte des israelischen und hebräischen Theaters
der Comicsammlung
dem Urban Salon
zwei Unterrichtsräumen
zwei Räumen für Workshops
neun Gruppenarbeitsräumen für 2-6 Personen
Das Gebäude beherbergt auch eine juristische Bibliothek sowie das Archiv der hebräischen Schriftsteller „Gnazim“ (Archiv).
Zusätzlich zur Hauptbibliothek unterhält der Bibliotheksverbund die Zentrale Musikbibliothek sowie 20 unterschiedliche große Zweigstellen in der Stadt.
Kulturelle Aktivitäten
Das Beit Ariela-Kulturzentrum bietet eine breite Palette kultureller Aktivitäten – z. B. Vortragsreihen über Literatur, Kunst, Film und Tanz – interdisziplinäre Arbeitsgruppen, Schreibwerkstätten für Erwachsene, Kinder und Jugendliche, Erzählaktivitäten für Vorschulkinder usw. Workshopleiterinnen und -leiter wie Vortragende zählen zu den besten in ihrem Fach. Das Kulturzentrum bietet auch eigene Theater- und Musikaufführungen und interdisziplinäre Kunstevents.
Die Strandbibliothek – einmalige Projekte und Angebote
Strand- und Straßenbibliotheken – während der Sommermonate unterhält die Stadtbibliothek vier unbesetzte Strandbibliotheken und fünf weitere an Boulevards und in Parkanlagen.
„The Library“ Entrepreneurship Space – ein besonderer Raum in der Bibliothekszweigstelle Migdal Shalom ist als Co-working Space für Gruppen reserviert, die Internet- oder Technologiestartups gründen.
Eine LGBT-Sammlung befindet sich ebenfalls in der Migdal Shalom-Bibliothek.
„A Room of Your Own“ – in der Migdal Shalom-Bibliothek sind außerdem zwei Ateliers als 6-monatige „in-residence“-Arbeitsräume für jeweils zwei Autoren eingerichtet.
„We Read. We Loved.“ – die Menschen von Tel Aviv-Yafo wählen das beste israelische Prosawerk des vergangenen Jahres.
… und vieles mehr.
Dr. Anat Granit-Hacohen, Director of Publicity and Marketing, Tel Aviv Libraries
Titelbild: Maimonides Library, Foto: Amnon Horesh
Alle Abbildungen © Sha'ar Zion-Beit Ariela Library
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